Das Folgende ist die stark vereinfachte Darstellung eines komplexen Problems. Wer hier Anlehnungen an Spencer-Brown, Hegel, Luhmann oder Gotthardt Günther zu erkennen glaubt, liegt richtig. Dennoch folgt die Darstellung keinem der genannten in allen Aspekten. Wir wollen Versuche im Selbstdenken wagen ;-)
Das Wort "formal" bedeutet, dass inhaltlich noch nichts vorgegeben ist, wohl aber in eine bestimmte Richtung gezeigt wird; daher das Wort "anzeigend": die Anzeige weist auf die faktische Existenz hin. Ich zitiere Gadamer, um diesen Sachverhalt darzustellen:
"Eine Anzeige hält sich immer in der Distanz des Zeigens, und das heißt wiederum, daß der andere, dem etwas gezeigt wird, selber sehen muß."
Gotthard Günther unterscheidet, im Anschluß an Hegel, vier Reflexionsstufen, die ich hier, durch eigene Überlegungen angereichert, reformuliere. Ich kürze "Reflexionsstufe" durch "R" mit der dahintergeschriebenen Ordnungszahl ab, also bedeutet "R0" Reflexionsstufe Null:
"Eine Entscheidung,
die sich nicht der Prüfung des Unentscheidbaren unterziehen würde,
wäre keine freie Entscheidung,
sie wäre eine
programmierbare Anwendung oder ein berechenbares Vorgehen."
(Jacques Derrida, "Gesetzeskraft – Der mystische Grund der Autorität",
Frankfurt 1996, S 49 f.)
Subversion 1: Die Hierarchie der Gegensätze unterminieren
Zweiwertiges Denken ist Denken in Gegensätzen: Wahr-Falsch, Recht-Unrecht, Gut-Böse usw. Bei der Betrachtung der Beispiele fällt auf, daß die beiden Seiten nicht gleichwertig sind. Wahrheit ist besser als Falschheit, Recht besser als Unrecht und das Gute erstrebenswerter als das Böse.
Das Wort "Lethos" ist eine Wortschöpfung aus dem griechischen Wort "legein" (sammeln), woraus Logos (u.a. Rede, Vernunft) abgeleitet ist, und Mythos (Erzählung von ursprünglichen Ereignissen). Lethos, lethisches Denken, ist die Fusion von logischem und mythischem Denken, die gewöhnlich als sich ausschließende Gegensätze angesehen werden.
Vernunft ist die Fähigkeit und Fertigkeit
in unsere Beschreibungen Sinn, Struktur und Ordnung zu bringen.
Vernunft geschieht als Spiel von Argument und Gegenargument um Frage- und Antworträume zu eröffnen und mögliche Antworten zu bewerten. In Anlehnung an Kant können drei Aspekte der Vernunft unterschieden werden: